Im Tonhaus

Im Tonhaus

Er lebte in einem Tonhaus, das ich jede Woche besuchte. René. Vor 17 Jahren. Jeden Donnerstag klingelte ich. Gemeinsam wanderten wir in einen kargen Kellerraum. Beton, Gerümpel und ein paar Holzstühle waren darin. Er zupfte die Saiten. Ich begleitete ihn. Klangwerke entstanden.Was wir spielten, bewegte die Wände. Wir schufen einen Raum voller Farben. Die Wände wurden violett, orange-gelb und weiß-silber-glänzend. Unsere Augen waren voll Licht. Im Puls unserer Musik spürten wir Schmetterlinge. Die Saiten spielten Unendlichkeit. Es war hell.

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Im Notizhaus

Heute bin ich eingezogen. Ins Notizhaus. Ohne alles. Mit einem Kopf voll Gedanken. Das Haus hört mich. Ich rede ohne Worte. Das Weiß – um mich – nimmt alles auf. Wie von selbst entstehen Worte, Bilder, Geschichten. Die Wände werden voll. Voll mit Ideen. Das Haus antwortet nicht. Es lässt alles gelten. Ich genieße jede Minute. Bilder der Zukunft entstehen. Das Haus verändert sich mit mir. Die Räume verlieren das leere Weiß. Die Wände sind nicht mehr glatt. Die Decken lassen mir viel Platz. Ich spüre Licht. Ich bin ein Vielfaches von mir.